Vom 15. – 17. September 2015 war die Jury wieder unterwegs und hat einen kleinen Teil der Landessieger beim Wettbewerb „Ab in die Mitte Hessen“ besucht. Unser Geschäftsführer Wilfried Weisenberger, seit 2007 Mitglied in der Jury, war dabei. Seine Eindrücke schreibt er frisch auf der Zugfahrt nach Hause nieder:

Heimfahrt, die Hessentour der Landessieger 2015 ist zu Ende. Ich bin müde von den vielen Eindrücken während der 2 1/2 Tage. Frankfurt Sachsenhausen-Idstein-Schwalmstadt-Kassel-Homberg (Ohm)-Friedberg: 6 Preisträger – 6-mal Ab in die Mitte jedes Mal überraschend anders. Jedes Mal beeindruckend, mit welchem Engagement der Wettbewerbsbeitrag umgesetzt wurde.
Mein Lieblingsprojekt während der Fahrt? Schwierig – okay, ich sag mal Markt im Hof in Frankfurt-Sachsenhausen. Warum? Ich habe dadurch Frankfurt von einer für mich ganz anderen Seite kennengelernt. Einmal nicht Zeil, Wolkenkratzer und Börsenwelt, sondern ein Quartier mit Persönlichkeit, Menschen mit der Power der ganz anderen Art. Die Führung  durch Besonderläden haben uns ein Ladenspektrum gezeigt, in denen einem bereits an der Ladentür die Neugierde auf Mensch und Ware ansprang. Im Kern der Markt, der das Pulsieren des Quartiers aufnimmt und mit Ideen und Kreativität spielt und vor allem auch umsetzt. Hier entsteht Mitte auf eine besondere Art. Schön, dass es diese Initiative gibt.
Das Projekt, das mich besonders beeindruckt hat? Homberg (Ohm)! Ich war schockiert! Selten hat mich eine Ortsbegehung in solche konträren Gemütsschwankungen geworfen. Die Wucht der Leerstände, die bestehenden und die perspektivischen. Die Tristesse würde vielleicht auch noch durch das regnerisch, trübe Wetter verstärkt. Die vielfach heruntergekommenen Fassaden, die Leere der Gassen und der Ladengeschäfte erinnerte mich spontan an meine ersten Besuche Thüringens nach der Wende. Dadurch war es schwer auch die Perlen zu entdecken, die es durchaus gab. Häuser, die wunderbar restauriert und Gärten die liebevoll bepflanzt waren. Und das Schloss, das Menschen zusammengebracht hat und nun auf einem langen Weg wieder zugänglich gemacht wird. Die Brücke zu Neuem ist die Kulturreihe Ohm Sweet Ohm, die Orte, Lokalitäten in der Stadt bespielt und belebt. Angetrieben von einer  im positiven Sinne „verrückten“ Zahnarzthelferin stellt diese Initiative die Stadt temporär auf den Kopf und produziert Identität für die Bewohner und für die Besucher des Ortes. Wenn das Konzept noch etwas jüngere Menschen anspricht, dann kann hier eine Chance für die Stadt erwachsen. Nach dem ersten Schock gewinnt langsam die Faszination Raum, dass es Menschen gibt, die trotz aller Probleme diesen Stolz und Begeisterung über den Ort und ihre Menschen versprühen und an die Zukunft des Städtchens glauben. Sie gehen dabei ihren eigenen Weg, der einem vielleicht im ersten Augenblick einer vorliegenden Bewerbung in einer Jurysitzung nicht gefällt, aber vor Ort haben wir gelernt, dass hier jeder Euro gut aufgehoben ist.
Jeder der anderen besuchten Preisträger war ebenfalls die Zeit Wert, die wir für diese Reise verwendet haben. Ich fahre nun heim, bin immer noch müde, aber das Erlebte gibt wieder Kraft weiter zu machen, weiter an dem großen und unendlichen Werk unserer Zentren zu feilen und damit Lebensqualität zu sichern. Ich danke allen Mit(te)streitern.

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