Das Image der Europäischen Metropolregion Nürnberg
„Wir gelten eher als die nette Tante, aber nicht als die scharfe Cousine“. Der Geschäftsführer der Messe Nürnberg Peter Ortmann wird so zitiert in seiner Zusammenfassung der neuesten Studie zum Image der Metropolregion Nürnberg. „Bodenständig, heimelig, zurückhaltend, geprägt von hoher Lebensqualität, zufriedenen Menschen, schönen Landschaften, aber nicht weltoffen, nicht modern, nicht innovativ oder erfolgreich“, das soll das Image der fränkischen Metropolregion sein. Kann man das so einfach stehen lassen? Befragt wurden in der Studie 100 Metropoliten (Kompetenzträger und Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Politik, Sport, Marketing), 500 Bürger aus allen Teilen der Metropolregion, 50 internationale Fachkräfte und Studenten, 80 Entscheider aus anderen Metropolregionen sowie 25 Politiker aus Land, Bund und EU. Ein Blick auf ältere Befragungen der Stadt Nürnberg zeigt, dass bereits 1980, 1990 die Attribute traditionsverbunden oder gastlich die höchsten Zustimmungen bei den Bürgern erhalten. Auch 1998 und 2003 sind die Eigenschaften, reizvoll, gastlich, interessant die Top-Eigenschaften der Nürnberg und Nürnbergerinnen, während in diesen die Merkmale zukunftsorientiert, wirtschaftskräftig und lebenslustig nur sehr wenige Befragte mit Nürnberg verbinden. Aus diesem fränkisch typischen Pessimismus hat sich die Region in der Zwischenzeit offensichtlich nur wenig entfernt. Interessant ist auch die Bewertung des Images ihrer Stadt von mittelständigen Mitglieds-Unternehmen der IHK Nürnberg für Mittelfranken aus dem Jahre 2014:
Hier wird deutlich, dass insbesondere die Unternehmen in Herzogenaurach und Schwabach ihr Standortimage besonders positiv sehen. Die Lebensqualität in Schwabach wird zudem besonders hoch bewertet. Auch die Bewertung der internationalen Ausrichtung bekommt in diesen beiden Städten Spitzenwerte. Nürnberg selbst liegt meist im mittelfränkischen Durchschnitt.
In einer kleinen Eigenstudie für einen Vortrag wollten wir wissen, was denn nun das Image der Metropolregion, genauer gesagt das der großen Zentren der Region, prägt. Wir haben dies mit dem „SK-Image-Meter“ einem kleinem webbasierten Image-Messinstrument, das wir gerade in der Entwicklung haben, versucht zu ergründen.
Zunächst noch eine kurze methodische Hinführung: Wir ließen uns bei der Studie von folgender Definition leiten: „Die Gesamtheit aller Einstellungen, Vorstellungen und Erlebnisse der relevanten Anspruchsgruppen prägen das Image eines Standortes. Wer sein Image verändern möchte, muss sie Identität oder Teile davon (Design, Kommunikation, Verhalten) ändern.“ (Quelle: http://www.svsm-standortmanagement.ch/userfiles/File/SVSM%202011/SVSM-Glossar_Stand_Oktober_11.pdf). Das Image eines Standortes ist also geprägt von den „Bildern“, die wir vor von dem Standort im Kopf haben.
Gut messbar ist dies über Suchanfragen des Internets. Google-Adwords stellt uns dazu Statistiken zur Verfügung. Das nebenstehende Beispiel zeigt unsere Vorgehensweise. Im Zeitraum eines Jahres wurde durchschnittlich in Deutschland 18.100 mal im Monat das Wort „Lebkuchen“ als Suchanfrage abgesendet. Verbindet man das Wort Lebkuchen mit dem Standort Nürnberg kommt man auf durchschnittlich 1.000 monatliche Suchen.
Auf dieser Basis haben wir Stichworte mit den großen Metropol-Standorten Nürnberg, Fürth, Erlangen, Bamberg, Amberg, Schwabach, Ansbach, Bayreuth, Coburg, Weiden und Hof in Verbindung ausgewertet. Die Darstellung erfolgt in Themengruppen.Nachfolgend zeigen wir Ihnen eine kleine Auswahl.
Den gesamten Vortrag erhalten Sie gerne mittels Anfrage über unsere Kontakt-Adresse.
Die Stadt Nürnberg wird gerne mit dem Produkt Bratwurst verbunden. Auch das Erzeugnis Lebkuchen steht oft für die fränkische Metropole. Unsere Auswertung fördert zu Tage, dass Nürnberg in der Metropolregion unbestritten diese Imageträger für sich einnimmt. Nur beim Thema Bratwurst kann die Stadt Coburg auch auf sich aufmerksam machen. Beim Thema „Bier“ wird es dagegen sofort vielfältiger:
Nürnberg hat hier zwar immer noch einen herausragenden Wert, kann aber mit der Imagebedeutung des Bieres für Bamberg nicht mithalten. Aber auch Erlangen und Bayreuth werden vielfach mit dem Thema Bier verbunden.
Gibt es beim Thema Bier einen Bedeutungstrend?
Hinweise zur Beantwortung dieser Frage gibt uns eine anderes Google Analyse-Instrument, Google Trends. Der Verlauf der Graphen der letzten Jahre zeigt, dass Bamberg und Nürnberg im großen Wettstreit bei diesem Thema liegen. In jüngster Zeit scheint es aber Nürnberg zu gelingen eine größere Aufmerksamkeit als Bamberg beim Thema Bier zu gewinnen.
Interessant sind die ausgeprägten „Nadelspitzen“ der Erlanger Trendlinie. Kenner und Fans der Erlanger Berges wissen sofort, dass hier jährlich zur Pfingstzeit die Erlanger Bergkirchweih das Interesse an Erlanger Bier fördert.
In unserer Studie haben wir die örtlichen Ausprägungen für die Themenbereiche Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie, Kulinarik, Sport sowie für Kunst & Kultur untersucht. Die nebenstehende Graphik zeigt Ihnen einen Überblick der Ergebnisse.
Hier sind Themenbereiche wie die Sportarten unter Sport oder Wirtschaftsbereiche unter Wirtschaft zusammengefasst. Wie gesagt Details können Sie bei Bedarf bei uns anfragen. Die Übersicht zeigt aber gut, dass die jeweiligen Städte in der Metropolregion durchaus bei bestimmten Themen auch Nürnberg die Stirn bieten können und maßgeblich zum Image der Metropolregion beitragen.
Gerade im Hochschulbereich können die Städte Hof, Bayreuth, Ansbach und Coburg großes Interesse auf sich ziehen. Hier zeig sich, dass der Doppelstandort der FAU Erlangen-Nürnberg durch die Standortteilung an Wucht in Summe verliert.
Zum Abschluss unserer Studien hat uns noch interessiert, wie das thematische Interesse an einer Stadt durch die Qualität der Fundstellen gefördert wird. Hier findet sich dann auch der Ansatz, wie an einem Image eines Standortes gearbeitet werden kann. (Siehe dazu den zweiten Satz unserer Definition im Eingang des Artikels.) Hierzu haben wir uns wieder der Suchmaschine Google bedient. Wir wollen wissen, wir oft der jeweilige Suchbegriff genau gefunden wird und welche Qualität die Fundstellen haben. Wir haben daraus einen gerichteten Index gebildet, den wir „Feedback-Index“ genannt haben. In den folgenden Graphiken haben wir die Suchanfragen dem Feedback-Index gegenübergestellt und daraus für die jeweiligen Städte ein Fazit gezogen. Hier ein Auszug aus diesen Ergebnissen:
Sie sehen, das Image der Europäischen Metropolregion Nürnberg ist ein weit spannenderes und vielfältigeres als durch die in der Einleitung erwähnte Studie vermittelt wird. Das gefällt … Wilfried Weisenberger (2015).