Beate Windisch von der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung interviewte den frisch ernannten Citymanager von Roth:

Das Geschäftsleben in Roth steht auf der Kippe. So haben die Einzelhändler und die Stadtverwaltung gemeinsam die Situation beschrieben. Ist Roth überhaupt noch zu retten?

Andreas Fehr: Unser Büro kennt die Stadt Roth schon lange und in der Vergangenheit gab es manche Umbruchsituationen, aber die Formulierung, dass „Roth auf der Kippe steht“, halten wir für überzeichnet. Sicher ist die aktuelle Situation keineswegs einfach, aber Roth hat das Potenzial, die attraktivste Einkaufsstadt der Region zu werden. Auch die aktuellen Kaufkraftkennziffern der GfK zeigen Spielräume auf, die durch ein gemeinsames tatkräftiges Wirken genutzt werden können.

Was hat Ihnen bei Ihren Besuchen in der Stadt am Besten gefallen? Und was muss unbedingt geändert werden?

Andreas Fehr: Wir haben unsere Bewerbung unter das Motto gestellt: Ankommen, erleben, bleiben. Das aus gutem Grund, denn bei der verkehrli- chen Annäherung an die Stadt wird bereits ein markantes Problem sicht- bar: Roth braucht eine bessere Ausschilderung und Wegeführung. Der Besucher muss sich eingeladen fühlen und spüren, dass er willkommen ist. Roth hat hier schon ein Zeichen gesetzt, indem die Stadt ein Paradies für gebührengeschädigte Autofahrer ist. Nur braucht es aus unserer Sicht ein besseres Parkleitsystem. Ist man gut angekommen, muss das Erlebnis beginnen. Die historische, städtebauliche Substanz bietet eine einmalige Chance. Sie ist eine hervorragende Basis für ein echtes Einkaufserlebnis. Dabei muss die Aufenthaltsqualität gestützt werden, wie es zum Beispiel am Kugelbühlplatz bereits gut gelöst ist. Atmosphäre und Angebot sind uns sehr positiv ins Auge gestochen. Dabei gibt es an verschiedenen Stellen in der Altstadt weitere gute Ansätze. Ziel muss es sein, Kugelbühlplatz, Marktplatz, Hauptstraße und die Einkaufspassagen zu einem Erlebnisring zusammenzuschließen.

Was steht auf Ihrer To-do-Liste ganz oben?

Andreas Fehr: Wir sind noch dabei, uns tiefer in die Bedürfnisse von Roth als Lebens- und Arbeitsraum einzuarbeiten. In den vergangenen Jahren ist ja schon einiges in Bewegung gekommen. Durch das „Stadtleitbild Roth 2015“ beziehungsweise „Zukunft Roth“ sind schon viele gute Ideen entwickelt worden. Uns ist es ein großes Anliegen, erst einmal durch Gespräche mit allen Interessensgruppen einen Gesamteindruck zu gewinnen und die Kräfte zu bündeln. Kommunikation ist für uns hier das Zauberwort. Wir warten nicht, dass jemand auf uns zugeht, wir kommen ins Haus oder in den Laden und reden mit den Gewerbetreibenden über ihre Anliegen. Umsetzen müssen wir abergemeinsam, der City-Manager ist kein Einzelkämpfer. Unser Büro in der Altstadt soll ein Ort der Zusammenarbeit werden, von dem Impulse für die Stadtentwicklung ausgehen.

Und die Ladenleerstände in zentralen Lagen?

Andreas Fehr: Für ein erfolgreiches Flächenmanagement brauchen wir eine Vielzahl von Informationen, die wir in einem sogenannten Flächenpool zusammenstellen werden. Wir wollen schnellstmöglich die Ursachen dieser Missstände ergründen, um mit den Eigentümern Zwischennutzungskonzepte und dauerhafte Lösungen entwickeln zu können. Mittelfristiges Ziel ist es, bereits vorher mögliche Leerstandsherde auszumachen, um rechtzeitig gegenlenken zu können. Begleitend zu den bereits erwähnten Handlungsfeldern wollen wir schnellstmöglich in den Prozess einer Markenbildung einsteigen. Denn in einem Wettbewerb der Regionen ist es absolut erforderlich, ein klares und ansprechendes Image nach außen und innen zu kommunizieren sowie erleb- bar zu machen! All das können wir aber nicht alleine schaffen. Wir können und wollen nur gemeinsam mit den Rothern erfolgreich wirken!

Kannten Sie unsere Stadt schon vor Ihrer Bewerbung? Und wenn ja, woher?

Andreas Fehr: Ich selbst habe Kindheitserinnerungen an Roth, da mein Onkel hier bei Triathlon-Veranstaltungen gestartet ist und ich einmal als Strecken-Versorgungshelfer dabei war. Da ich erst seit zwei Jahren wieder in meiner fränkischen Heimat wohne und arbeite, bin ich leider erst durch die Bewerbung intensiver mit Roth in Kontakt gekommen und sehe mit Begeisterung das große Potenzial. Meine Kollegen kennen Roth aus ihrer beruflichen Vergangenheit bei der GfK Geomarketing und von Ausflügen zu Stadtfesten und anderen Veranstaltungen. Sie sind ja schon seit über 20 Jahren sehr aktiv in der Region unterwegs und kennen sich bestens aus. Daher habe ich das Glück, auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können.

Welche Erfahrungen haben Sie in anderen vergleichbaren Kommunen gemacht?

Andreas Fehr: Überall dort, wo unterschiedliche Interessensgruppen über ihren Schatten gesprungen sind und sich auf gemeinsame Belange besonnen haben sowie den Mut hat ten, sich guten Ideen zu öffnen, konnte viel erreicht werden. Wichtig ist es, mit ersten kleinen Erfolgen Mut zur Lösung größerer Herausforderungen zu machen. Ich sehe mich als City-Manager vor allem in der Rolle des Netzwerkers, Vermittlers und Impulsgebers, der einen langfristigen Entwicklungsprozess begleitet.

Der Jahresvertrag wird bei Erfolg verlängert. Woran wird man diesen Erfolg messen können?

Andreas Fehr: Wenn wir es schaffen, Roth als Marke zu entwickeln und Begeisterung für Roth bei den Bürgern und Gästen zu erzeugen, haben wir erfolgreich gewirkt. Sicherlich müssen wir uns aber auch an „harten Fakten“ messen lassen. Das sind zum Beispiel eine Reduzierung der Leerstände, eine positive Entwicklung bei den touristischen Kennzahlen oder eine Steigerung der Lebens- und Einkaufsqualität. Das hängt aber ganz von der Unterstützung der Rother ab! Wir können nur für Roth bren- nen und all unsere Fertigkeiten voll einbringen. Daher treten wir ja auch im Team an, getreu unserem Motto: MITeinanderWIRKEN!

(Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung 15/16.12.12)

 

 

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